World Watchers Demokratie.Information.Subjekte
18.März – 02.Mai 2004 im Kunsthaus Dresden
Die Ausstellung „World Watchers – expanded version“ zeigt historische und zeitgenössische künstlerische Positionen, die sich im Spannungsfeld zwischen journalistischer Recherche und freier künstlerischer „Weltaneignung“ bewegen.
Angesichts einer Überfülle an Information scheint der Einzelne mehr denn je darauf angewiesen, sich aus dem Spektrum medialer Angebote eigenständig ein kohärentes Weltbild zu destillieren. Im Zentrum steht die Frage, ob Verschwörungstheorien die einzig mögliche Antwort auf den Verlust eines gesicherten politischen Koordinatensystems darstellen. Wo genau verläuft die Grenze zwischen Aufklärung und Paranoia?
Eberhard Bosslets Installation aus 25 Offset-Parabolantennen an der rückseitigen Fassade des Kunsthaus Dresden trägt den Titel „Ahnungslos“. Diese Arbeit reflektiert nicht nur die sprichwörtlich gewordene geografisch, mediale Lage Dresdens vor 1990, sondern auch die heutige Unmöglichkeit alle zur Verfügung stehende Sach- bzw. Unterhaltungsinformationen jemals zeitnah zu rezipieren.
Die Installation verweist materiell wie auch in übertragenem Sinne auf die immerwährende, unsichtbare Präsenz raumfüllender elektromagnetischer Wellen, die darauf harren, hinter den Fassaden, in aller Privatheit empfangen, in Bild und Ton transformiert und ausgewählt zu werden. Das Kolorit der Sat-Schüssel in gedeckten Farben hingegen offenbart die von vielen Menschen als störend und peinlich empfundene technische Ausrüstung an Fassaden. Gerade in einem Stadtteil wo die Stadtverwaltung wohl das Anbringen von Antennen an Fassaden verbietet, wird über das Werk Bosslets die Störung dieser öffentliche Ordnung erkennbar.
Die Installation wirkt wie ein Schlüsselmotiv für die Ausstellung und den gegenwärtigen Stand der Informationsgesellschaft, in der um die permanente Rückversicherung des eigenen Verhältnisses zu den Medien geht und ihr zwangsläufiges Scheitern. Die 25 verschiedenfarbigen Satellitenschüsseln sitzen auf der Rückwand des Hauses als ob es durch eine ansteckende Krankheit befallen worden sei oder ein wahnsinniger Informationsjunkie sich in den Kopf gesetzt habe, alle per Satellit verfügbaren TV-Sender nicht etwa nacheinander, sondern zugleich zu konsumieren. Man ist und bleibt bei zunehmendem Informationsangebot mehr denn je „Ahnungslos“.