Trabanten - Lichtkunst - Kunstlicht
Die Galerie Bochynek in Düsseldorf zeigt erstmals Werke des ehemaligen Documenta-Teilnehmers und jetzigen Dresdner Akademieprofessors Eberhard Bosslet.
Eigentlich kennt man von Bosslet massive große Arbeiten aus dem Spannungsfeld von industrieller Technik und Kunst. Verstrebungen, Hochdruck-Hebekissen, Gummireifen, Schläuche und Druckluftflaschen bilden in seinem Werk das Ausgangsmaterial für die bildhauerische Befragung von Kontexten, Räumen und dem vorherrschenden Skulpturverständnis. Bei den neuen Arbeiten geht es jetzt vor allem um eins: um Leichtigkeit: und zwar in bezug auf das Material, die Formensprache und das Selbstverständnis des Künstlers.
Bosslet präsentiert seine Version von "Trabanten", bestehend aus mehreren zu skurrilen Zweikörpern aneinander gesetzten Lampen vom Trödel und einem Konglomerat aus alten Fönen. Alles hängt lapidar von der Decke, nichts ist -ästhetisiert, die bunten Kabel hängen nach unten und finden unaufdringlich ohne Inszenierung den Weg zu den Steckdosen. Siebziger-Jahre-.Beistelltischlampen mit scheußlich gemusterten Lampenschirmen neben Leuchter-Bastarden der Fünfziger; sogar vor alten Overheadprojektoren hat Bosslet nicht halt gemacht: aneinandergesetzt leuchten sie science-fiction-mäßig zur Seite und nach unten. Trabanten eben. Und dabei hätte die Wahl des Titels kaum treffender, weil begrifflich vieldeutiger sein können: Trabanten meint zum einen Weltraumsatelliten, die die Erde umkreisen; und genauso sehen diese Gebilde Bosslets dann auch aus: die liebevolle Kinderzimmerversion vom Krieg der Sterne. Zum anderen bezeichnet das Wort jedoch auch den unselbständigen Begleiter einer einflußreichen Persönlichkeit, und so lassen sich die Skulpturen mit der lockeren Formensprache ebenfalls deuten: als leichte, kleine, aber feine künstlerische Nebenprodukte im Schatten der schweren Monumental Skulpturen aus Reihen wie "Gegenstände" oder "Unterstützenden Maßnahmen". Zuletzt gibt es Trabanten in der Bedeutung von "Iebhafte Kinder", was metaphorisch ebenfalls auf die neuen Werke zutrifft, weil sie eben sehr viel lebhafter, entspannter, heiterer und verspielter daherkommen, als man es, von den Arbeiten Bosslets gewohnt ist. Sven Drühl