Und noch eine Eigenart. lässt sich an vielen seiner Kirchen feststellen: die Betonung und damit Wiederbelebung der Tradition des Chorturrns. In Brasilien wird dieser zu der vom Kreuz gekrönten mächtigen Kuppel.
Freilich sehen die ersten Kirchen des als Sohn des Postvorstehers Daniel Boßlet in FrankenthaI geborenen Albert noch anders aus. Auch, dass Sakralbauten einmal zu seinem Hauptbetätigungsfeld werden sollten, steht noch nicht fest, als der junge Mann, dem Wunsch der Eltern folgend, nicht Maler wird, sondern Architektur studiert, in München und Berlin, und danach zur Eisenbetonfirma Wayß und Freitag nach Neustadt geht, wo er die neuesten technischen Errungenschaften kennen lernt. Ein Künstler ist er gleichwohl immer geblieben. Das zeigen seine Zeichnungen und Skizzen. die er auf Reisen nach England. Spanien und Italien anfertigte. ebenso wie seine Porträts. 1903 finden wir Albert Boßlet im Büro des Kölner Diözesanbaumeisters Heinrich Renard, wo er an den Plänen zur Jerusalemer Dorrmitiokirche beteiligt ist, danach
baut er mit dem Saarbrücker Architekten Wilhelm Hector an der Sechseckkirche im schweizerischen Interlaken, 1907 schließlich tritt er in das Stuttgarter Architekturbüro von Joseph Cades ein. Nach dessen Tod bekommt er die Bauleitung für die Landauer Marienkirche übertragen ... und macht sich 19IO in Landau selbstständig.
Seine Architekturen - sei es das Landauer Offizierscasino oder die Kirche von Ramsen - lehnen sich noch an den von Theodor Fischer und Gabriel Seidl (dem Architekten des Historischen Museums der pfalz in Speyer) an. Nach dem Ersten Weltkrieg wird Albert Boßlet bis 1926 Referent für Wohnungs· und Siedlungswesen im Bayerischen Staatsministerium. Zu seinen großen Aufgaben dieser Zeit gehört der Wiederaufbau des nach einer Explosion im BASF·Werk zerstörten Oppau. Schon 1929 verlegt Albert Boßlet sein Büro nach Würzburg und ist nach dem Krieg ganz wesentlich am Wiederaufbau der fränkischen Barockresidez beteiligt. Aber im Gegensatz zu den Zwischenkriegsjahren, in denen er mit seiner der Romanik und Gotik entlehnten, aber ihrer Ornamentik entledigten Konstruktionsweise zur Erneuerung des Kirchenbaus beitrug, konnte er keine wesentlichen kirchenbaulichen Akzente mehr setzen. In all den Jahren zuvor hat er allerdings so viel geschaffen. dass er nicht in Vergessenheit geraten sollte.
KIRCHEN
1912 Ramsen, Maria Himmelfahrt
1913 Landau-Mörlheim, St. Martin
1913: kath. Pfarrkirche in Ballweiler
1913 kath. Pfarrkirche in Wackersdorf (Oberpfalz)
1914 Insheim, St. Michael
1914 Ludwigshafen-Rheingönheim, St. Joseph
1926 Landau-Queichheim, St. Maria
1926 Hornbach, St. Pimin
1928 Ludwigshafen, St. Maria (Wiederaufbau- mit Karl Lochner)
1928 Schifferstadt, St. Laurentius
1929 Aschaffenburg, Herz-Jesu
1929 Ludwigshafen, Herz-Jesu
1929 Schwanheim, St. Hubertus
1929 Lug, St. Maria (Erweiterung)
1929 SI. Ingbert. St. Hildegard
1929 Ballweiler. St. Joseph
1929 Regensburg, Krankenhauskirche St. Pius V
1930 Minfeld, SI. Laurentius
1930 Bechhofen. St. Michael
1930 Ludwigshafen, St. Bonifatius
1930 Oberotterbach, St. Simon und Judas
1931 Schmittweiler, St. Hiidegard
1930 Homburg-Bruchhof, Maria-Hilf
1931 Thaleischweiler-Fröschen, St. Margaretha
1931 Weseiberg, SI. Maria (Erweiterung)
1932 Leimen, St. Katharina
1932 Ormesheim. 51. Mauritius
1933 Hauenstein, Christkönig
1933 Limbach-Beeden, Christ-König
1933 Zweibrücken-Ixheim, SI. Peter
1934 Oberbexbach, St. Barbara
1935 Donsieders, Herz-Jesu
1936 Flemlingen, St. Alban (Erweiterung)
1936 FrankenthaI. St. Ludwig
1936 Hördt (Erweiterung)
1936 Iggelheim, St. Simon-Judas Tb.
1936 Kriegsfeld, St. Matthäus
1936 Mutterstadt, St. Medard
1936 Roschbach, St. Sebastian
1937 Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau, Würzburg
1938 Hallgarten, St. Maria
1950 Zweibrücken, Hl. Kreuz
1952 Elmstein, ehern. Wallfahrtskirche "Zum unbefleckten Herzen Mariä'"
1952 Ludwigshafen-Rheingönheim, St. Joseph (Wiederaufbau)
1952 St. Ingbert, St. Pirmin
1955 Ludwigshafen-Oppau, St. Martin (Wiederaufbau)
1955 Roxheim, St. Maria Magdalena (Erweiterung)
1955 Homburg-Jägersburg, St Joseph
1957 Fulda, St. Maria
In Landau plante Boßlet Mietshäuser, das Offizierscasino des 23. Infanterieregiments; für Bad Bergzabern die Kuranstalt Liebfrauenberg; 1922 bis 1925 hatte er die Gesamtleitung für den Wiederaufbau des zerstörten Oppau.
Boßlets Meisterwerk ist die Benediktiner Abteikirche Münsterschwarzach/Franken und Igreja de São João Batista in Itaporanga/Brasilien
1898-1900 |
Volontär bei Wilhelm Schultesen. in Neustadt/Weinstraße. |
1901-1902 |
Technikum Neustrelitz/Mecklenburg (Diplom als Architekt). |
1903 |
Praktikum im Konstruktionsbüro der Firma Wayss & Freitag in Neustadt/Weinstraße. |
1903-1905 |
Architekt bei Heinrich Renard in Köln |
1905-1907 |
Architekt bei Wilhelm Hector in Saarbrücken. |
1907-1908 |
Architekt bei bei Joseph Cades in Stuttgart. |
1909-1915 |
Selbständiger Architekt in Landau/Pfalz. |
1915-1918 |
Ingenieur im Generalstab der Pioniere. |
1919-1925 |
Referent für Wohnungs- und Siedlungswesen im bayerischen Sozialministerium. |
1921-1925 |
Leiter des Wiederaufbaus des durch Explosion zerstörten Oppau. |
1925 |
Ritter des Gregoriusordens. |
1925-1929 |
Selbständiger Architekt in München. |
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von 1929-35 in Würzburg; 1935-37 in Landau/Pfalz; seit 1937 wieder in Würzburg